PROdigital TV e.V.

53. Medienfrühstück von PROdigitalTV: VoD, Virtual Production und KI – der Bewegtbildmarkt im Wandel

Veranstaltungstag: 21.02.2023, Berlin

53. Medienfrühstück von PROdigitalTV: VoD, Virtual Production und KI – der Bewegtbildmarkt im Wandel


„Content Is King“: Die Bewegtbildproduktion befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Neue Technologien und Vermarktungswege stellen Unternehmen im globalen Wettbewerb vor Herausforderungen – in technologischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Hinsicht.  

Das 53. Medienfrühstück von PROdigitalTV am 21. Februar 2023 widmete sich Themen rund um die Produktion von Bewegtbild-Content und seiner Vermarktung auf Basis veränderter Mediennutzung, v.a. durch den Trend zunehmender Video-on-Demand-Nutzung von fiktionalen Inhalten. Im Umfeld der Berlinale lud PROdigitalTV Experten aus der Medienwirtschaft ein, um einem Fachpublikum die aktuellen Entwicklungen der Branche vorzustellen und sich in anschließenden Gesprächen über die jeweiligen Trends und Innovationen auszutauschen. Gastgeber der Veranstaltung war die HEUSSEN Rechtsanwaltsgesellschaft mbH am Kurfürstendamm in Berlin.

Als erster Referent beleuchtete Marcus M. Hotze, HEUSSEN-Partner und Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, die Auswirkungen des internationalen Wettbewerbs um marktfähigen Content für Produzenten und Vermarkter. Unter dem Titel „Die Jagd nach den „Originals“ und das Recht“ ging Hotze auf die Frage ein, welche vertraglichen Bedingungen bei Produktionen für weltweite Streaming-Plattformen zu beachten seien. 

„Der Wettbewerb der VoD-Plattformen ist voll entbrannt“, konstatierte Hotze. Exklusive Eigenproduktionen in Serie sollen Abonnentenzahlen und Marktanteile sichern. Die erwarteten „Goldenen Zeiten für (Auftrags-)Produzenten hätten allerdings noch nicht begonnen, der Markt sei noch volatil, so der Medienrecht-Experte. Zudem gebe es im Rahmen der Zusammenarbeit mit international agierenden Streaming-Plattformen neue vertragsrechtliche Herausforderungen für Produzenten. Die klassische Verwertungskaskade verliere an Bedeutung, Forderungen nach Exklusivität, weltweiter Nutzbarkeit und Sequel-Optionen nähmen zu. Egal, ob Auftragsproduktion, Koproduktion oder Lizenzmodell - in der (vertrags-)rechtlichen Praxis würden Content-Ersteller mit vielfältigen Anforderungen und Erwartungen der VoD-Welt konfrontiert, die im Interesse beider Vertragspartner gerecht zum Ausgleich gebracht werden müssten.

Erik Wolff, CEO von HALOSTAGE und COO von ICT, gab einen Einblick in die Virtual Production und demonstrierte, wie sich die Filmproduktion durch Virtual Production grundlegend wandelt. In den USA habe sich Virtual Production bereits als weiteres bedeutsames Produktionsverfahren für Film, Werbung und TV erfolgreich etabliert, so Wolff und demonstrierte, warum deutsche und europäische Produktionen technologisch den Amerikanern „mit Stolz gegenübertreten“– und mithalten können. Im weltweiten Vergleich sei Deutschland auf diesem Gebiet mit den USA mindestens gleichauf. Die breite Nutzung von Virtual Production hielte in Deutschland allerdings zeitversetzt Einzug.

Mit Nachhaltigkeitsberichten und dem in Kraft getretenen neuen Lieferkettengesetz in der Filmwirtschaft beschäftigte sich Markus R. Vogelbacher, Managing Director IFP Entertainment GmbH – International Film-Partners in seinem Vortrag „Nachhaltigkeit wird Pflicht“. Der Nachweis über den korrekten Umgang mit den drei Kernelementen der Nachhaltigkeit - Environment, Social & Governance (ESG) - würden allen Unternehmen verbindlich abverlangt – aber welche Anforderungen sind damit konkret verbunden?  Nachhaltigkeitsberichtspflichten erreichten über das Lieferkettengesetz faktisch alle Beteiligten von Großprojekten, insbesondere von Medienproduktionen, die über große Unternehmen verwertet werden.

„Wie können projektorientierte Organisationen den Anforderungen gerecht werden und sich damit den Zugang zu Markt und Finanzierung erhalten?“, fragt Vogelbacher, und fasst zusammen: „Trotz boomender, globaler Entertainment-Industrie sehen sich deutsche Produktionsunternehmen mit signifikanten Herausforderungen konfrontiert.“ Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sortiere sich und priorisiere das eigene Programmportfolio neu. Das führe zu Absagen sicher geglaubter Aufträge oder zur Reduktion bereits etablierter Reihen. Im wiedererwachenden Kinomarkt böten sich auch fast vergessene Möglichkeiten, erforderten bei der Entwicklung allerdings eine wohlüberlegte Balance. 

Andreas Vogel, Geschäftsführender Gesellschafter filmwerte GmbH, Potsdam,  beschäftigte sich unter dem Titel „VOD Made in Germany“ mit innovativen Streaming- Angeboten für geschlossene Nutzergruppen. Seine Erfolgsstory: „filmfriends“ distribuiert Filme über öffentliche Bibliotheken. Zugang zum dem Angebot haben alle Nutzer, die bei den angeschlossenen Bibliotheken einen gültigen Ausweis besitzen. Im Augenblick liegen in diesem Portal 5000 Filme, davon 2000 Kinoproduktionen, zum Abruf bereit. Über 700 Bibliotheken haben sich dem Dienst bereits angeschlossen, das Portal wird laufend erweitert. Der Eintritt in den US-Markt ist in Planung. „Die digitale Transformation von Content betrifft nahezu alle Lebensbereiche“ sagt Andreas Vogel. „Mit dem VOD-Portal „filmfriends“ haben wir ein Angebot entwickelt und erfolgreich im Markt etabliert, das das Streamen von Filmen und Dokumentationen für alle Menschen mit Bibliotheksausweis selbstverständlich macht und die herkömmliche Leihe von DVDs immer mehr ersetzt.“

Zuletzt stellte Slaven Paunovic, Leiter Distribution ServusTV, in seiner Präsentation „ServusTV On – Mehr als nur eine weitere Mediathek“ exemplarisch die Entwicklung des Unternehmens vor: „Mit ServusTV On haben wir eine Plattform mit exklusiven Inhalten, allen Sendermarken und themenbezogenen Streams geschaffen, die nicht nur eine neue Zielgruppe abseits des linearen TVs erreicht, sondern das ganzheitliche, mediale Angebot von ServusTV abrundet – beste Inhalte in höchster Qualität, 24/7 verfügbar und frei zugänglich.“

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